Skip to main content

Tagesgeld und Festgeld: Was bringen Auslandsbanken?

Viele Banken aus dem Ausland werben im deutschen Einlagengeschäft um Sparer. Bei Tagesgeld und Festgeld von Auslandsbanken gilt es genau hinzusehen: Einige Institute sind sichere Zweigniederlassungen mit starker Einlagensicherung, bei anderen Angeboten Währungsrisiken und im schlimmsten Fall sogar ein Totalverlust.

Sicher: Zweigniederlassungen aus Nachbarländern

Seit Jahren finden sich Banken aus dem benachbarten Ausland im vorderen Bereich der Zinsranglisten für Tagesgeld und Festgeld. Zumeist handelt es sich bei den Anbietern und Zweigniederlassungen von Banken aus Frankreich, Österreich und den Niederlanden – vereinzelt sind auch britische Institute darunter. Dass diese Banken häufig höhere Zinssätze bieten als ihre inländischen Konkurrenten ist auf die höheren Refinanzierungskosten der Institute an den Finanzmärkten zurückzuführen.

Geldanlagen bei französischen, niederländischen, britischen und österreichischen Banken sind ungefährlich: Die Finanzsektoren aller Länder gelten als hinreichend stabil um extreme Krisen in Verbindung mit Verlusten bei Spareinlagen verhindern zu können. Gemäß den EU-Richtlinien sind Kundengelder bis 100.000 Euro pro Kund über die jeweils zuständige nationale Einlagensicherung abgesichert. Die deutsche Einlagensicherung ist für Zweigniederlassungen von Auslandsbanken nicht zuständig.

Nicht jede EU-Einlagensicherung ist sicher

Die EU-Richtlinie gilt für alle EU-Mitgliedstaaten und verpflichtet diese, Einlagen bis 100.000 Euro pro Kunde über eine nationale Einrichtung abzusichern. Die Richtlinie ist erstens nicht mit einer Garantie der EU für Spareinlagen zu verwechseln – eine solche existiert nicht. Sie ist zweitens nicht mit einer Garantie der jeweiligen Nationalstaaten für Einlagen zu verwechseln – auch eine solche existiert nicht. Die Staaten erfüllen die Anforderungen der EU-Richtlinie, wenn ein Gesetz zur Einführung einer Einlagensicherung eingeführt wird.

Die „gesetzliche Einlagensicherung“ ist auch in Deutschland nicht staatlich. Für den privaten Bankensektor wird sie durch die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH umgesetzt. Deren Mittel stammen von den Mitgliedsbanken selbst. Maßgeblich für die Belastbarkeit einer nationalen Einlagensicherung ist die Belastbarkeit des jeweiligen Bankensektors. Deshalb sind Geldanlagen in Tagesgeld und Festgeld zwar in Frankreich, Österreich, den Niederlanden und Großbritannien, keinesfalls aber in jedem EU-Mitgliedsstaat sicher.

Kredit jetzt beantragen

Süd- und Osteuropa sind nicht ohne Risiko

Auch Banken aus Süd- und Osteuropa werben – nicht immer in den Vergleichsportalen mit den größten Reichweiten – um Einlagen deutscher Sparer. Im Hinblick auf die Sicherheit argumentieren Befürworter dieser Anlageländer mit der EU-Richtlinie. Zudem wird häufig spekuliert, dass die EU im Fall einer Pleite Hilfen bereitstellen und die Spareinlagen schützen wird. Das ist keinesfalls ausgeschlossen, aber in jedem Fall Spekulation. Das Beispiel Zypern zeigt, dass Spareinlagen bei ernsthaften Krisen in einem Finanzsektor keinesfalls auf der sicheren Seite sind.

Ausfallrisiken sind von Währungsrisiken zu unterscheiden. Aufgrund des sehr niedrigen Zinsniveaus in der Eurozone werben einige Anbieter mit Geldanlagen in Norwegischer Krone, Türkischer Lira oder Südafrikanischem Rand. Die Zinsen können wesentlich höher liegen. Dafür tragen Sparer das Risiko von Wechselkursverlusten: Gerät die Anlagewährung am Devisenmarkt unter Druck werden aus Gewinnen Verluste. Vor allem die Währungen von Schwellenländern sind von solchen Risiken betroffen.

Fremdwährungen und ihre Risiken

Unter die Einlagensicherung fallen Fremdwährungen von Nicht-EU-Ländern auch dann nicht, wenn das Fremdwährungskonto bei einer deutschen oder europäischen Bank geführt wird. Geschützt sind nur Anlagen in Euro oder Währungen von EU-Mitgliedern. Polnische Zloty und Ungarische Forinth fallen somit unter den Schutz, Schweizer Franken dagegen nicht. Auch diesen Umstand gilt es bei Anlageentscheidungen zu berücksichtigen.

Trotz dieser Risiken sind Anlagen bei Auslandsbanken nicht zwingend unattraktiv, sofern den Risiken ein entsprechend höherer Ertrag gegenübersteht und die grundsätzliche Risikobereitschaft vorhanden ist. Auch dann müssen Sparer sich mit einigen Usancen in der Angebotsgestaltung vertraut machen. Die wichtigste betrifft Festgeldanlagen in vielen europäischen Ländern: Häufig erfolgt die Zinszahlung endfällig ohne Zinseszinseffekt, so dass die effektive Rendite niedriger ausfällt.

Kredit jetzt beantragen